Im Dschungel von Wuppertal

 

Ein sonniger Wintertag mit Altschnee ringsumher. Was liegt da näher als ein Besuch im Wuppertaler Zoo? Also mit dem Auto nach Oberbarmen und von dort zum Zoo. Natürlich per Schwebebahn. Zwei Stunden lang mit der Kamera unterwegs zwischen den verschiedenen Außengehegen.

 

Ich komme nach Hause, betrachte meine Fotoausbeute – und was entdecke ich? Da waren wir heute doch tatsächlich mittendrin im Dschungelbuch:

 

Mowgli

In der Schwebebahn sitzt er vor uns, dieser pfiffige kleine Kerl. Spielt mit seinem Plastik-"Fischli" und plaudert über die Streckenführung der Bahn und das Pinguin-Logo der Haltestelle "Zoo/Stadion".

Dort angekommen, wollen wir eigentlich Großkatzen im Schnee beobachten, aber zunächst einmal lockt uns das Heulen der Wölfe in eine andere Richtung.

 

Akela, Raksha und Rama haben sich auf dem Wolfsfelsen versammelt und singen uns das Jagdlied des Seeonee-Rudels:

 

Der Tag brach an, und der Sambar röhrt 

Einmal – zweimal und wieder. 

Eine Hindin sprang auf – eine Hindin sprang auf 

Im tiefen Grunde am Wasserlauf – 

Dies hab' ich auf einsamer Pirsch gehört 

Einmal – zweimal und wieder.

 

Der Tag brach an, und der Sambar röhrt 

Einmal – zweimal und wieder. 

Und ein Wolf schlich zurück – und ein Wolf schlich zurück, 

Dem Rudel zu künden von Beute und Glück. 

Und wir bellten und suchten und fanden die Spur 

Einmal – zweimal und wieder.

Der Tag brach an, und das Rudel heult auf 

Einmal – zweimal und wieder. 

Füße in der Dschungel, spurlos und leis' 

Aug', das im Dunkel zu sehen weiß! 

Bleckender Fang und rasender Lauf! 

Einmal – zweimal und wieder.

 

 

Ganz in der Nähe steht die Herde von Colonel Hathi. Unter den achtsamen Augen von Mutter Winifred rangelt Junior mit dem anderen Jungtier der Herde; ein kleines Kräftemessen, das aufwärmt bei diesen Temperaturen. Genauso wie etwas Herumlaufen.

 

Shere Khan stört die Kälte überhaupt nicht. Er kommt aus Sibirien und ist heute in seinem Element: erst durch den hohen Schnee laufen und dann ein erfrischendes Bad im eisigen Bach … da lacht das Herz der Raubkatze!

 

Baloo der Bär trägt heute seinen weißen Pelz. Verträumt schaut er nach Westen, wo hinter kahlen Bäumen langsam die Sonne untergeht.

Wir winken ihm zum Abschied zu, und während wir den Zoo verlassen, begleitet uns ein leises Lied. Es ist der Nachtgesang im Dschungel, in dem es da heißt:

 

 

Nun bringt der Weih die dunkle Nacht,

Und "Mang", die Fledermaus, erwacht.

Der Stall birgt alles Herdentier,

Denn bis zum Morgen herrschen wir!

Die Stunde stolzer Kraft hebt an

Für Prankenhieb und scharfen Zahn.

Jagd Heil! Und kühn gehetzt, gerafft:

Das Dschungelrecht ist jetzt in Kraft.

 

"Oh, hear the call! – Good hunting all

That keep the Jungle Law!"

 

 

Nächstes Mal werden wir auch noch die anderen besuchen: den Affenkönig King Louie, die Schlange Kaa und vielleicht Bagheera den Panther.

 

 

© mamatembo, Dez. 2010

 

Quellenangabe: die hervorragende Übersetzung der Lieder fand ich bei "Projekt Gutenberg-DE"