Le Tour Eifel oder The Times They Are a-Changin’

 

Vor ziemlich genau 55 Jahren fand meine erste Fahrt in die Eifel statt, und diesen Juli (Corona sei Dank) war ich wieder dort, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Ehemann statt Pfadfinderinnentruppe als Begleitung, Auto statt Zug, Viersternehotel statt Jugendherberge, schnuckeliges Restaurant statt Reis mit Dosenfleisch aus dem Hordentopf … die Zeiten haben sich geändert und ich mich mit ihnen, aber die Freude am Reisen ist geblieben.

 

Die Eifel erstreckt sich über 5.300 km² und ist der deutsche Teil eines Mittelgebirges in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, dessen Fortsatz in Belgien und Luxemburg die Ardennen sind.

Unsere Kurzreise führte uns in die Vulkaneifel und in die Nordeifel, genauer: in den dort am 1. Januar 2004 eingerichteten Nationalpark Eifel.

 

Bei strahlendem Sonnenschein ging es durch das verschlafene Hunsrückstädtchen Simmern und vorbei an den beiden imponierenden Burgen von Manderscheid 

 

 

 

zu unserem Base Camp, dem NaturPurHotel Maarblick in Meerfeld.

 

"Scheen, dat Ihr hei seid!"


Meerfelder Maar

 

Das Dorf Meerfeld (Dez. 2019: 347 Einwohner) befindet sich inmitten eines Vulkankraters, der das größte Eifelmaar ist und als Meerfelder Maar bekannt. Nachdem in den Jahren 1877 bis 1880 der Wasserspiegel des Sees künstlich abgesenkt wurde, um Wiesen und Weidefläche zu schaffen, ist nur noch ein Teil des Kraters mit Wasser gefüllt. Es bildet einen bis zu 18 Meter tiefen See, in dem man angeln, Bootfahren oder schwimmen kann, und auf dem Kraterrand finden Drachenflieger einen idealen Startplatz. Für die gemütliche Umwanderung des Sees, der mit seiner tiefblauen Farbe, dem Seggenried und einer Schutzzone für Seerosen bezaubert, brauchten wir mit einigen Fotostopps etwa eine Stunde.

  

Blick über den See auf Meerfeld

Wild- und Erlebnispark Daun

Unser Ankunftstag gehörte dem Wild- und Erlebnispark Daun 

 

 

Mit seinem 220 Hektar großen Wald- und Wiesengelände ist der Wild- und Erlebnispark Daun der größte Park in Deutschland. Wir verzichteten auf die Erlebniswelt mit Sommerrodelbahn und Spielplätzen, auf Restaurant, Bauernhof der Minitiere und Shop und machten uns sofort auf die Suche nach den Tieren.

Wie in einem Safaripark kann man den Park auf einer über 8 Kilometer langen Naturstraße befahren, und unterwegs gibt es viele Beobachtungstribünen, an denen man aussteigen und die Tiere füttern darf.

 

Eröffnet wurde der Tierpark bereits im Jahr 1970 unter dem Namen "Hirsch- und Saupark". An Tierarten gab es anfangs nur in der Eifel heimisches Wild: Rot- und Schwarzwild, Damwild und Rehwild. Später wurde der Bestand auch um andere Arten erweitert, und so sind jetzt hier beispielsweise Bisons zu finden, Yaks, Lamas, Emus und Mufflons. Im Jahr 1998 wurde sogar ein großes Freigehege für Berberaffen geschaffen.

 

Unser absolutes Highlight war jedoch das Schwarzwild: jede Menge Sauen-Rotten mit Familienmitgliedern in allen Größen. Zwar darf man im Wildschweingehege nirgends aussteigen, aber die Tiere sind an Autos gewöhnt und laufen ohne Scheu neben diesen her. Besonders niedlich, die unter den wachsamen Augen von Müttern und Tanten herumwuselnden Frischlinge. 

 

 

Vor der Falknerei mit ihrem artenreichen Bestand an Uhus, Eulen, Adlern und Falken finden täglich zwei Flugvorführungen statt. Ich mache es kurz: keine Spur von irgendeiner Corona-bedingten Einschränkung, weder Alltagsmasken noch Abstand-Halten wurden von den schätzungsweise 200 Zuschauern verlangt, und auch die Falkner hatten keinerlei Berührungsängste. Aber ihre Show war ausgesprochen unterhaltsam und lehrreich.

 


Nationalpark Eifel mit Natur-Erlebnisraum Wilder Kermeter

 

Ein ganzer Tag unserer Reise galt (nicht zuletzt wegen der langen Anfahrt) dem Nationalpark Eifel.

Der relativ junge Nationalpark ist ca. 10.770 Hektar groß, und auch für ihn gilt die Regel der Weltnaturschutzunion (IUCN), wonach mindestens 75 Prozent seiner Fläche ohne menschliche Nutzung der Natur überlassen werden müssen.

 

In vier anspruchsvollen Tagesetappen kann man den gesamten Nationalpark mit seinen verschiedenen Landschaften durchqueren, aber wir konzentrierten uns auf den Natur-Erlebnisraum Wilder Kermeter, ein großes, unzerschnittenes Waldgebiet mit hohem Buchenwaldanteil, das auf einem 6,2 Kilometer langen, meist barrierefreien Wegenetz zugänglich ist.

Unsere Wanderung führte uns über den Wilden Weg zum Aussichtspunkt Hirschley und zurück. Einige meist interaktive Stationen, die u. a. über die biologische Vielfalt im Nationalpark Eifel informieren, nachdenklich machende Tafeln – und nicht zuletzt viele Bänke machen den Rundgang zu einem kurzweiligen und entspannten Erlebnis.

 

 

An vier Standorten sind sogar chillige Sinnesliegen aufgestellt. Hier kann man besonders gut den Blick in die Baumkronen genießen, den Geräuschen der Natur lauschen oder sich einfach nur ausruhen.

 


Monschau

 

Nach diesem Natur-Erlebnis verlangte es uns nach Kaffee und Kuchen, und so fuhren wir ins etwa 40 Kilometer entfernte Monschau.

 

Es ist Nachmittag, die Sonne scheint, und das mittelalterliche Städtchen an der Rur mit seinen schieferverkleideten Häusern und den Fachwerkbauten, mit Cafés, Gaststätten und meist kitschigen Kunsthandwerk- und Souvenirläden platzt fast aus allen Nähten. Nur mit Mühe finden wir einen freien Tisch in einer Seitenstraße, sind froh, dem Trubel entkommen zu sein und fragen uns, wie es hier wohl "ohne Corona" mit den ganzen Touristenströmen aus Asien und den USA zugehen muss. 

 

 

Schnell kaufen wir noch einige Gläser Senf in der Historischen Senfmühle und machen uns dann über Belgien auf den Heimweg in unser Hotel Maarblick mit seiner hervorragenden Küche und den einzigartigen Hängeliegen im Garten. 

Und hier auf der Hotelterrasse endet auch mein Bericht über unsere Eifel-Tour. Mit einem dem Vernehmen nach köstlichen Zanderfilet, mit einem Döppekooche (ein Kartoffelschichtenkuchen nach Eifeler Art) und mit einem feinherben Roten Elbling von der Obermosel.

 

 

Döppekooche mit Petersilienrahmsauce und Blattsalat
Döppekooche mit Petersilienrahmsauce und Blattsalat

Quellen:

 

Wikipedia

Meerfeld, Vulkaneifel

Eifeltouren 

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