2.165 Kilometer mit dem Bakkie (so heißen hier die pickups) unterwegs. Von Port Elizabeth über die Garden Route, durch die kleine Karoo und die Winelands bis nach Kapstadt. Mit Übernachtungen in den unterschiedlichsten, aber immer interessanten und gemütlichen Unterkünften. Meine Top 5 möchte ich hier vorstellen.
(Werbung ohne Auftrag)
Das Löwengebrüll in der Nacht war echt und kam nicht vom Band, wie mir unser Ranger am nächsten Morgen bestätigt. Unser Ranger, das ist Brendon, ein Schrank von einem Kerl mit einer unmöglichen, dröhnenden Lache und einem ziemlich schrägen Humor. Wir verstehen uns auf Anhieb.
Für das Safari-Programm der maximal 20 Gäste hier in der Kariega River Lodge sind drei Ranger zuständig, aber jetzt in der Nachsaison haben John und ich Brendon meist für uns alleine. Beim Frühstück sitzen wir mit ihm zusammen und schmieden Pläne für den Tag, beim gemeinsamen Dinner lassen wir den Tag Revue passieren, und beim abendlichen Sundowner am Lagerfeuer machen lustige und haarsträubende Geschichten die Runde.
Tagsüber, wenn Natascha und ihre Crew uns nicht gerade mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnen, sind Game Drives angesagt, Pirschfahrten per Boot und per Land Rover. Und dann wird unser Brendon ganz ruhig und sanft. Eine Unmenge Informationen über die Tiere von Kariega hat er abrufbereit im Kopf, und ich bin sicher: auf dem weitläufigen Gelände der Lodge kennt er jedes von ihnen persönlich, wird auf magische Weise manchmal gar selbst zu einem von ihnen. Wir verfolgen mit Brendon ein Löwenrudel beim Anschleichen an ein Nyala und beobachten eine Löwenmutter mit ihren drei Kleinen aus nicht mehr als fünf Meter Entfernung. Brendon stellt den Landy so, dass sich die fressenden Elefanten auf uns zu bewegen. Bis auf Tuchfühlung kommen sie an uns heran, ehe sie gemächlich um das Auto herum gehen – und natürlich steht Brendon so, dass wir auch das beste Fotolicht haben. Immer. Der Bursche ist ein Volltreffer!
So bedauern wir dann auch, dass wir nach nur zwei Übernachtungen wieder weiter müssen, denn um die gemütliche Lodge so richtig zu genießen hatten wir nicht genug Zeit. Gerne hätten wir länger auf der über den Bushman’s River gebauten Terrasse gesessen oder auf dem Ausguck im ersten Stock, gerne länger an der freundlichen Bar oder auf den breiten Sofas am prasselnden Kamin mit den anderen Gästen geklönt. Oder im kleinen Souvenirshop gestöbert, am Pool gelegen, in der Bibliothek geschmökert … nächstes Mal! Jetzt ruft Addo!
Kurz hinter dem Zuurberg Pass geht die Schotterstraße über in eine sehr raue Schotterstraße, und schon bewährt es sich, dass wir uns für einen Bakkie mit Allradantrieb entschieden haben.
Die sehr versteckt liegende Lodge, an der wir erst einmal vorbeigefahren sind, empfängt uns mit einem leichten Regenschauer. Nicht unbedingt das Wetter, um den Whirlpool auf der Holzterrasse unserer Hütte zu genießen, aber Tamia heißt uns mit ihrer unwiderstehlichen guten Laune willkommen und serviert uns erst einmal einen wunderbaren Kaffee mit Keksen. Und wir lernen schon am frühen Abend die drei Elefanten der Lodge kennen: Duma, Thaba und Mukwa. Kurz vor Sonnenuntergang besuchen wir sie im Busch, wandern mit ihnen zum Stall und dürfen ihnen ihr Betthupferl geben, einen Eimer voll Pellets. Unglaublich, den sanften Riesen erstmals so nahe sein zu können!
Tagsüber dürfen die Elefanten sich frei auf dem riesigen Gelände der Lodge am Rande des Nationalparks bewegen, begleitet nur von einem der Betreuer, die alle aus Zimbabwe kommen.
Die Elefantenbullen selbst kommen aus dem Krüger Nationalpark, wo sie erst einem Culling entkamen und dann dem Verkauf als Jagdtrophäe für ein privates Game Reserve. Die Leute vom Knysna Elephant Park brachten Duma, Thaba und Mukwa in ihr Schutzgebiet, wo die drei Jungbullen liebevoll gezähmt wurden. Walter, einer der Leiter des Lodges, bekommt ganz glänzende Augen, wenn er davon erzählt, wie er als ersten Duma dazu brachte, einen Reiter zu akzeptieren: da ging alles nur übers Futter. Verständnisvolles Lachen in der andächtig lauschenden Dinnerrunde.
Noch intensiver wird der Kontakt, als wir am nächsten Morgen Duma besteigen, den Anführer der Truppe, um auf seinem Rücken und ganz ohne Sattel einen Ausritt in den Busch zu unternehmen. Ich verrate es nur ungerne, aber angenehm war das nicht gerade! Der Rücken eines Elefanten ist ziemlich breit und sein Rückgrat hart. Und wer auf den Fotos mein lachendes Gesicht zu erkennen glaubt, der irrt sich: es ist eher schmerzverzerrt … aber was soll’s? Der Schmerz ist bald vergessen, und solch eine Tour macht man wahrscheinlich nur einmal im Leben!
Im Swartberg Country Manor residieren wir im ehemaligen Farmhaus von 1864, wo wir (wir haben Nachsaison!) vier Schlafzimmer und vier Bäder für uns alleine haben. Zwar ohne Heizung, ohne Safe, Fernseher und Minibar, dafür aber mit wunderschönem alten Parkettboden, mit Spitzengardinen vor den Scheibenfenstern und mit einer Wanne auf Klauenfüßen.
Mone, das stets freundliche männliche Mädchen für alles, stellt uns einen Radiator ins Zimmer, und nach den gruppendynamischen Abendessen in der Hog Hollow Country Lodge bei Plettenberg gibt’s diesmal einen Zweiertisch für uns; ein Candlelight-Dinner mit einer wunderbaren Mint Tarte zum Dessert!
Unser Country Manor mitten im Herzen der kleinen Karoo ist der ideale Ort zur Besichtigung einer der Straußenfarmen der Umgebung und der Cango Caves. Zum Sonnenuntergang fahren wir auf den Swartberg Pass, ein 27 Kilometer langes und 1583 Meter hohes Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Die ungeteerte Piste, die sich in unzähligen Kurven auf den steilen Pass schlängelt, wurde zwischen 1881 und 1886 mit Hilfe von Hunderten von Sträflingen gebaut und gehört zu den "National Monuments" Südafrikas.
Oben angekommen bietet sich ein großartiger Rundumblick als Lohn: Richtung Norden sehen wir weit in die Große Karoo hinein und nach Süden über die kleine Karoo hinweg bis zu den Outeniqua-Bergen. Und bei der Rückfahrt liegt das Cango Valley mit seinen vielen kleinen Agrar-Flächen wie eine Patchwork-Decke unter uns. Auf der auch unsere kleine Farm zu erkennen ist mit ihren Feldern, dem Gemüsegarten und dem Obstgarten voller Feigenbäume. Mit Schafen und Straußen und der freundlichen Dogge Kahlua. Und wo wieder ein köstliches Dinner auf uns wartet …
Wir fühlen uns sofort wohl hier auf dem 300 Jahre alten Weingut, einer romantischen Oase der Ruhe. Das weiße Manor im Cape Dutch Stil liegt zwischen Obstgärten und Weinfeldern, die sich bis zu den Bergen erstrecken. Rosen blühen am Wegesrand, und am Pool reifen Früchte auf einigen der ältesten Guavenbäume Südafrikas.
Wir beziehen unser Zimmer im ersten Stock eines der Herrenhäuser und sind gefangen von der Atmosphäre, die an vergangene Zeiten erinnert: auf dem uralten, noch funktionstüchtigen Safe steht ein Begrüßungssherry in einer antiken Karaffe bereit, und als Kofferablagen dienen alte Reisekoffer. Ein Blumenstrauß mit Proteen empfängt uns und ein freundlicher Obstkorb. Und es riecht wunderbar gemütlich nach Reetdach …
Seit 1996 ist Fred Uhlendorff Besitzer dieses Kleinods, hat es mit viel Arbeit und Liebe zum Detail renoviert und eingerichtet. Bei einem Glas Wein und in Gesellschaft von einem Hund und drei Katzen sitzen wir mit dem Hausherrn auf der Terrasse und bewundern, wie sich die umliegenden Berge im Abendsonnenschein rosa färben.
Wir sind wieder einmal die einzigen Gäste, und Frau Uhlendorff arbeitet momentan in Irland. So kann sich der ehemalige Software-Unternehmensberater die Zeit nehmen, uns aus seinem abenteuerlichen Leben zu erzählen. Er kennt die ganze Welt, hat sie sogar mehrmals umsegelt, ehe er sich hier in Südafrika als Weinbauer und Hotelier niederließ und damit einen Lebenstraum erfüllte.
Wie hart die Verwirklichung dieses Traums oft war können wir nur ahnen, wenn Herr Uhlendorff z. B. von seinen Erfahrungen mit dem Anbau von Clementinen berichtet: sechs lange Jahre voller Experimente und Rückschläge dauerte es, bis das Obst endlich tauglich für den Weltmarkt war – just zu dem Zeitpunkt, als Billigangebote aus Argentinien auftauchten und sich die Vermarktung damit nicht mehr lohnte. Traurige, aber logische Konsequenz: der Einsatz einer Motorsäge.
Die weithin bekannte, hervorragende Küche des Gutes hat leider geschlossen, aber wir werden dadurch entschädigt, dass wir an den nächsten Tagen auch mit dem Hausherrn frühstücken dürfen:
Jowine, die liebenswerte junge Hausangestellte, hat unter uralten Eichenbäumen den Frühstückstisch mit Blumen geschmückt und eingedeckt; mit blütenweißem Leinen, mit Silber und altem Porzellan aus England. Es riecht verführerisch nach frisch gebrühtem Kaffee und ofenwarmen Muffins, und in antiken Gläschen mit Silberdeckel stehen selbstgemachte Marmeladen bereit: Guaven, Aprikosen und Orangen.
Hier möchte man die Zeit anhalten und ewig sitzen bleiben, aber uns ruft die Urlauber-Pflicht. Und während John einen der 15 Golfplätze in der Umgebung unsicher macht, bleibe ich auf dem Estate. Ich ziehe es vor, mir den Rhodesian Ridgeback Konrad zu schnappen und mit Erlaubnis Herrn Uhlendorffs einen langen Spaziergang übers Farmgelände zu machen: vorbei am Koi-Teich und den Blumenbeeten, durch den Gemüsegarten und längs der ausgedehnten Weinfelder, deren Laub sich schon herbstlich gefärbt hat. Konrad ist gut drauf, die Sonne scheint, und aus den offen stehenden Fenstern des Herrenhauses dringt klassische Musik.
Nach Rückkehr ist Lesen und Tagebuchschreiben auf einer gemütlichen Gartenbank angesagt, und das in Gesellschaft von Mieze, die sich unsterblich in meine Fototasche verliebt hat und ihr Avancen macht.
Als es kühler wird, lockt die Lounge mit ihren gemütlichen Ledersofas und den vielen Büchern. Und nicht zuletzt mit einem wunderbaren Tee, serviert von der strahlenden Jowine … es braucht so wenig, um glücklich zu sein!
Unser Empfangskomitee heißt Blondie, Ben und Wanda und hat insgesamt zwölf Beine. Die Golden Retriever Hündin Blondie bewacht das Tor, ihr Kumpel Ben steht gerne im Becken des Springbrunnens und angelt nach imaginären Fischen oder klaut Schuhe, und die anderthalbjährige Springer Spaniel Hündin Wanda versteht es auf charmanteste Art, faulenzende Gäste aus ihren Ruhesesseln zu scheuchen und zum Spielen zu animieren. Nur Jess, die Border Collie Hündin ist selten zu sehen. Sie ist nicht interessiert an Fremden und sieht ihre Aufgabe darin, auf dem weitläufigen Anwesen die Eichhörnchen zu hüten und auf die Bäume zu scheuchen. Um das vorweg zu nehmen: am letzten Abend unserer Aufenthaltes kam noch Bella hinzu, ein weißer Zwergspitz-Welpe. Der erst einmal nur mit großen Augen von Frauchens Arm herab seine neue Heimat und das neue Rudel betrachtete.
Schon beim Betreten der riesigen Eingangshalle fühlen wir uns hier zu Hause: Mahagoniwände, Kronleuchter, antike Möbel, Gemälde, Orientteppiche, ein großer Kamin, in dem am frühen Abend schon ein wärmendes Feuer brennt – und davor ein riesiges Hundekörbchen, aus dem Ben seine hellblaue Decke zerrt, um sie in den Speisesaal zu schleppen …
Die Hunde sind die eigentliche Seele dieses Fünfsternehotels, das sich ein Zitat von Milan Kundera aufs Banner geschrieben hat:
"Dogs are our link to paradise. They don’t know evil or jealousy or discontent. To sit with a dog on a hillside on a glorious afternoon is to be back in Eden, where doing nothing was not boring – it was peace."
Diesen Frieden verspüren wir sehr deutlich hier im Retreat und könnten es uns gut vorstellen, hier einmal eine ganze Woche zu entspannen: mit den Hunden spielen oder spazieren gehen, die verschiedenen Pools benutzen, auf der Terrasse mit Meerblick die hervorragende Küche genießen und nicht zuletzt den Spa-Bereich testen, der da in einem großen Zelt untergebracht ist, versteckt im Grün der 4 ha großen Gartenanlage.
Aber wir haben nur zwei Nächte gebucht und wollen noch die Umgebung erkunden: Bloubergstrand und Kapstadt mit Long Street und dem Bo-Kaap Viertel, mit der Victoria & Alfred Waterfront, dem Tafelberg und Signal Hill … es klingt ein bisschen nach Stress, aber wir genießen es.
Und finden am Abreisetag noch genügend Zeit, uns mit einem Tässchen Kaffee in die gemütliche Bibliothek zurückzuziehen um die "Cape Times" zu lesen. Die in ihrer Tagesausgabe ein treffendes Zitat von Rita Mae Brown veröffentlicht hat:
"I finally figured out the only reason to be alive is to enjoy it."