Meine schottischen top three oder Tierisch gut

1. Kincraig: Border Collies und Schafe

 

Without the shepherd's dog,

the whole of the open mountainous land in Scotland

would not be worth a sixpence.

 

James Hogg (1770 - 1835)

 

Mein Lieblingshund heißt Rob. Zusammen mit seinen Kumpels Ben, Craig, Cap, Meg, Molly und all den anderen hütet er die 2.500 Schafe auf Dunachton Estate in Kincraig. Auf dem etwa 5.000 ha großen Gutsgelände steht auch die Leault Farm, wo wir Neil Ross und seine "Working Sheepdogs" besuchen.

 

Erst 27 Tage alt sind die jüngsten Mitglieder des Rudels, vier bezaubernde kleine Border Collies, die auf der Farm herumwuseln. Aber schon so gut erzogen, dass sie auf einen bestimmten Pfiff des Schäfers von ihrem Entdeckerdrang ablassen, zu ihm gelaufen kommen und sich brav um ihn herum gruppieren. Um dann bei einem gemeinsamen kleinen Demo-Spaziergang brav jeden Richtungswechsel ihres Schäfers mitzumachen. Wir sind beeindruckt, aber Neil meint nur trocken, dass die Hunde in ihren ersten beiden Lebensjahren viel Unsinn im Kopf haben und er mit dem ernsthaften Hütehund-Training erst nach dieser Zeit beginnt. Bis dahin heißt es für die Kleinen: einfach mitlaufen, zusehen und nachmachen, was die Großen tun.

        

Neil hat seine Hundemeute aus elf Welpen und elf erwachsenen Hunden fest, aber liebevoll im Griff. Das ist allerdings auch nötig, wenn man ordentliche Arbeit leisten will. Seit Neil im Alter von acht Jahren mit seinem Hund Corrie an Hütehund-Prüfungen teilnahm, hat ihn dieser "Sport" nicht mehr losgelassen. In den folgenden Jahren gewann er viele Preise auf schottischen und internationalen Wettbewerben, und seit 1993 präsentiert er seine "Working Sheepdogs" auf der Farm, ist nebenbei aber auch wie schon sein Vater als Schäfer auf Gut Dunachton angestellt. 

 

 

Normalerweise hütet man Schafe mit einem Hund, erklärt uns Neil, aber er zeigt uns hier die hohe Schule: elf Border Collies hören auf seine Pfiffe und Kommandos, treiben die Schafe zusammen und führen uns eine großartige Kür vor, selbst der blinde Skye und der 14jährige Sam machen noch mit.

 

Jeder Hund hat sein eigenes Pfeifzeichen und hört auf die Kommandos, die er zusammen mit seinem Namen erhält. "Away to Me" ist zu hören und "Come-Bye", was für die Hunde bedeutet, die Schafe im Uhrzeigersinn herumzutreiben – und umgekehrt. Sehr viel habe ich von Neils Kommandos und Erklärungen nicht verstanden, denn er spricht ein schnelles und ausgesprochen schottisch klingendes Englisch.

 

Aber ein Kommando habe ich ganz genau gehört: es lautet "That’ll do" und bedeutet für den Hund: "Was auch immer du jetzt tust, hör sofort auf damit und komm auf direktem Weg zu mir." Großartig! Das muss ich unserem Oskar beibringen!

 

Neil zeigt uns, wie man mit einer uralten Schafschere die Wolle von einem Tier in einem Stück herunterbekommt (wobei die Zuschauer auch gerne helfen dürfen) und verteilt zum Entzücken nicht nur der Kinder Milchflaschen, um die Lämmer zu füttern.

 

Schafe scheren, Lämmer füttern, mit Hunden schmusen, Fotografieren … die anderthalb Stunden auf der Farm gehen wie im Flug vorbei, und als gleich ein ganzer Reisebus voll Besucher auf den Hof fährt, ist es Zeit, uns zu verabschieden.

 

Ein Tag, den ich nie vergessen werde. Genauso wenig wie meinen Freund Rob.

 

                                                                                                                                       Hund im Schafspelz

                                                                                                                           


 

Mehr zur Leault Farm

und den "Working Sheepdogs" von Neil Ross  


2. Cairngorms NP: Auf Schmusekurs mit Rentieren

 

"Let’s go!" fordert Ranger Ann auf und schultert den Sack mit dem Trockenfutter.

 

Wir befinden uns mitten im Cairngorms National Park, dem mit 3.800 km² größten Nationalpark des

Vereinigten Königreichs. Er wurde im September 2003 gegründet und wird geprägt von den Bergen

der Grampian Mountains, auf denen jetzt (es ist Ende Juni) noch immer Schneefelder zu erblicken

sind.

Die wilde Landschaft, die in weiten Teilen verkehrstechnisch nicht erschlossen ist, bildet mit ihren

alten Wäldern, mit grünen Tälern, unzugänglichen Mooren und mit heidebewachsenen Bergen eine

einzigartige Naturkulisse. Rothirsche fühlen sich hier wohl, Wildkatzen und Auerhühner. In den

Flüssen leben Fischotter, und Fischadler holen sich ihre Beute aus den Lochs des Parks.

 

Hier in Glenmore wollen wir die Rentiere besuchen. Auf den britischen Inseln starben sie vor rund

10.000 Jahren aus, aber im Jahr 1952 wilderte der schwedische Rentierhirte Mikel Utsi in dieser

Region die ersten 29 Tiere aus. Die heutige Rentierherde umfasst 150 Tiere, die überwiegend frei in

den Bergen leben. Dabei kennen die Ranger jedes einzelne, und unter ihrer Aufsicht darf man die

zahmen und freundlichen Tiere besuchen, streicheln und füttern.

 

Ann führt uns auf diesem täglich stattfindenden "hill visit" durch eine malerische Landschaft auf

einem schmalen Weg erst in ein Tal hinein, dann über einen Bach und auf der anderen Seite des Tals

wieder hoch auf ein ziemlich feuchtes und unebenes Hochmoor. Kein schwieriger Weg, aber mit

meinem vor einigen Tagen verstauchten Knöchel nicht unbedingt ein Vergnügen. Doch ich werde für jeden Schritt

entschädigt, als sich die ersten Tiere auf uns zu bewegen. Ziemlich zerzaust sehen sie aus, da sie

gerade dabei sind, ihr dickes Winterfell zu verlieren. Bald werden sie wieder ausgesprochen elegant

aussehen in ihrem kurzen, dunklen Sommerfell und mit dem samtigen Geweih.

 

Die Tiere genießen das Gekrault-Werden offensichtlich, aber kraulende Hände und Kameraobjektive

werden schlagartig nebensächlich, als Ann den Jutesack öffnet. Da ist es mit der Zurückhaltung

vorbei, es beginnt ein sanftes Drängeln mit Geweihstangen, und den Gesichtern ist abzulesen: "Was?

Du hast kein Futter in der Hand? Dann bist du für mich uninteressant!"

 

Und ich frage mich, warum ich an dieser Stelle an einen kleinen Vierbeiner aus Ungarn denken muss ...

 

 


 

 

 

                 Mehr zu der Rentierherde in den Cairngorms > > >

                

                 (Achtung! Seite baut sich langsam auf!)


3. Dufftown und das "Wasser des Lebens" (uisge beatha)

 

Never drink whisky with water und never drink water without whisky.

Schottisches Sprichwort


"Die pikanten, nach Destillierhefe riechenden Dämpfe der Würze hängen wie Morgennebel über den

Tälern der Speyside, vereinen sich an der Küste mit den Salz- und Seetangaromen des Atlantiks und

verlieren sich schließlich in den Wolken über den Bergkämmen der Highlands“ habe ich in einem Buch über den Malt Whisky Trail gelesen.

 

Was für die Franzosen der Champagner, das ist für Schotten der Whisky. Über 100 Brennereien

destillieren zurzeit in Schottland den Export-Schlager Nummer eins: Scotch Whisky. Er unterteilt

sich in drei große Gruppen: den Grain Whisky verwendet man größtenteils zum Mischen, und der

Blended Whisky wird zu einem einheitlichen (Marken-) Geschmack gemixt. Es ist jedoch der

ungemischte Malt Whisky, der Schottland den Ruf als Whiskynation brachte. Dabei sind mehr als

die Hälfte aller schottischen Destillerien in der Region Speyside beheimatet, denn das dortige Klima

und die Geologie sind für die Whisky-Herstellung äußerst günstig.

 

Die hochwertigsten Whiskys sind die Single Malts, die aus einer einzigen (single) Brennerei

stammen, und für die als Getreide ausschließlich gemälzte Gerste (malt; dt: Malz) verwendet wird.

Hinzu kommt ihre besonders lange Lagerung; gute Sorten reifen um die zwölf, herausragende bis zu

fünfzig Jahre.

 

Wir besuchen die Glenfiddich-Destillerie bei Dufftown, die 1886 von William Grant und seiner

Familie errichtet wurde. Seit der ersten Herstellung von Whisky an Weihnachten 1887 produziert die

Destillerie am gleichen Ort und mit dem gleichen Herstellungsverfahren. Bis heute ist das

Unternehmen auch im Besitz der Familie Grant und Glenfiddich einer der erfolgreichsten und

bekanntesten Single Malts.

 

 

Die Whisky-Herstellung ist kein Geheimnis:

Der erste Schritt dabei ist das Mälzen: Gerste wird gewässert und zum Keimen gebracht; das

sogenannte Grünmalz entsteht. Nach zwölf Tagen wird dieser Prozess durch Hitze (in einem

Darrofen, oft über einem Torffeuer) gestoppt.

 

Anschließend wird das Malz geschrotet und in riesigen Bottichen mit heißem Wasser (das aus

Quellen der Umgebung stammt) die Maische angesetzt. Dabei trennt sich das Gerstenmalz in eine

zuckerhaltige Flüssigkeit (die Würze) und in Getreideabfall, den die Farmer für ihre Kühe abholen.

 

Nach Abkühlen der Würze sorgt Hefezusatz für deren Gärung, und in den Gärbottichen entsteht

durch stundenlanges Rühren eine klare, alkoholhaltige Flüssigkeit. Diese Vorstufe des Whiskys wird

nun in einem doppelten Brennprozess in Kupferkesseln destilliert, und schon haben wir einen jungen,

rauen Whisky mit 57% Vol.

 

Der letzte Schritt ist die Reifung, wobei der Whisky mindestens drei Jahre lagern muss – je länger,

umso milder wird er. Auch seine goldene Farbe erhält das Getränk erst durch die Lagerung in alten

Eichenfässern, in denen zuvor Sherry oder Bourbon reifte.

 

Für den Geschmack des Whiskys ist neben dem verwendeten Wasser und den Fässern auch die

Umgebung verantwortlich, denn die Fässer lassen zwar über die Jahre etwas Whisky verdunsten (den

sogenannten angels share, den Anteil für die Engel), aber sie erlauben auch, dass beispielsweise die

Aromen von Salzwasser und Seeluft hereinschlüpfen.

Bleiben nur noch das Verdünnen auf Trinkstärke, das Filtrieren, die Abfüllung und der Vertrieb.

 

Genug Theorie! Bis hierhin haben wir während der Führung alle mehr oder weniger aufmerksam

zugehört und (dort, wo dies erlaubt ist) eifrig fotografiert, aber jetzt wollen wir ihn auch verkosten,

den 12jährigen, den 15jährigen und den 18jährigen Glenfiddich:

 

Slàinte! 

Werbung ohne Auftrag

Meine Reise nach Schottland inklusive der Whisky-Verkostung habe ich vollständig selbst bezahlt. Da ich aber das Reiseziel bewerbe bzw. einen Besuch dort empfehle, meinen nun verbraucherschützende Gerichte, ich müsse diesen Beitrag als Werbung kennzeichnen.


                                                                                                                                                                                                             mehr zur Glenfiddich Brennerei  > > >

 

 

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